Moderne Probleme der Abwasserbeseitigung oder „Was alles nicht in die Toilette gehört“

121 Liter Trinkwasser – so viel verbraucht im Durchschnitt jeder von uns. Täglich.

Ein Großteil davon, nämlich das, was beim Duschen, Kochen, Waschen, Spülen, Putzen oder beim Toilettengang verwendet wird, verlässt den Haushalt als Abwasser und fließt zusammen mit dem Regenwasser über ein umfassendes Kanalsystem zu den öffentlichen Kläranlagen bzw. Regenwasserbehandlungsanlagen.

Das Rösrather Kanalnetz ist rund 158 Kilometer lang. Der größere Teil, insgesamt 86 Kilometer entfallen auf ein Mischsystem, über das Regen- und Schmutzwasser gemeinsam abgeleitet werden. Die restlichen 72 Kilometer entfallen auf ein so genanntes Trennsystem. Hier fließen Regen- und Schmutzwasser in getrennten Kanälen ab.
Geklärt wird das Rösrather Abwasser dann in der vom Aggerverband betriebenen Kläranlage im Gewerbegebiet Scharrenbroich. Nach höchsten Umweltschutzstandards wird es dort aufbereitet und in die Sülz abgeleitet.

So die Theorie – in der Praxis sieht es leider manchmal anders aus. Und das hat ganz erheblich damit zu tun, was so alles in der Toilette landet. Und da eigentlich nicht hingehört. Denn: Wenn Müll und anderer Unrat über die Toilette statt über die Mülltonne entsorgt werden, gerät die Abwasserentsorgung aus ihrem sensiblen Gleichgewicht. Mit erheblichen Konsequenzen für Kanalisation, Abwasserreinigung, die Umwelt und schließlich auch den Geldbeutel jedes einzelnen Bürgers.

Essensreste verstopfen die Kanalisation

Die Reste vom gemeinsamen Abendessen oder dem Dinner for two gehören in die Restmülltonne oder in den Biomüll, auf keinen Fall aber in die Toilette. Fette und Öle in den Speiseresten lagern sich nämlich in den Abwasserrohren an und setzen diese nach und nach zu. In der Folge kann das Abwasser nicht mehr sauber abfließen, es kommt zu Verstopfungen, die umständlich – und kostenintensiv – wieder entfernt werden müssen. Ein weiteres Problem: Die Essensreste locken ungebetene Gäste an. Ratten freuen sich ganz besonders über das Buffet, das ihnen so bereitet wird. Außerdem können verrottende Lebensmittelreste sehr unangenehm riechen.

Ein Fall für das Schadstoffmobil: Medikamente und Chemikalien

Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente stellen ein erhebliches Problem für die Umwelt und schlussendlich auch für die menschliche Gesundheit dar, wenn sie über das Abwasser in den Wasserkreislauf gelangen. Meist lösen sie sich schon in der Kanalisation so in ihre Einzelbestandteile auf, dass sie in der Kläranlage nicht mehr vollständig abgebaut werden können. Ihre Wirkstoffe landen dann in der Umwelt und schädigen im Wasser lebende Tiere und Pflanzen. Im schlimmsten Fall geraten sie sogar in die Nahrungskette, beispielsweise über den Verzehr von Fisch oder über das Trinkwasser. Das gleiche gilt auch für viele Chemikalien. Außerdem können ätzende Säuren und Laugen die Gesundheit der in den Abwasseranlagen arbeitenden Menschen gefährden.

Deshalb gilt: Medikamente, Chemikalien und andere Schadstoffe gehören ins Schadstoffmobil und nicht in die Toilette!

Problemfall Feuchttücher

Eines der größten Probleme für die Kanalisation sind allerdings Feuchttücher, Babyfeuchttücher und Hygienetücher. Das weiß auch Norbert Fischer, Abwassermeister bei den StadtWerken Rösrath, der nicht müde wird, auf der jährlichen StadtWerke-Führung „Rösrath underground“ immer wieder darauf hinzuweisen. Und der selber schon oft genug mit den Folgen zu kämpfen hatte. „Feuchttücher, die über die Toilette entsorgt werden, verfangen sich in unseren Abwasserpumpen. Diese Tücher sind sehr reißfest. Und genau das ist auch das Problem. Wenn sie in den Pumpen hängen bleiben, bilden sie immer länger werdende zähe Stränge, regelrechte Zöpfe, die schwerer und schwerer werden und die Pumpen belasten. Irgendwann bleiben die Pumpen dann ganz stehen. Es ist unglaublich aufwändig, diese Zöpfe aus den Pumpen zu entfernen. Und es kostet viel Geld, die Pumpen wieder ans Laufen zu bringen.“ Geld übrigens, das schlussendlich von allen Bürgerinnen und Bürgern über die Abwassergebühren wieder hereingeholt werden muss. „Der Umwelt und dem störungsfreien Ablauf der Abwasserversorgung zuliebe rate ich, komplett auf solche Tücher zu verzichten“, sagt Norbert Fischer. „Wer das nicht möchte, sollte sie bitte in die Restmülltonne werfen. Oder Feuchttücher aus Papier verwenden, die sich im Wasser auflösen.“

Übrigens: Ähnliche Probleme wie Feuchttücher bereiten den Mitarbeitern beim Abwasser auch andere feste Stoffe. So fand Norbert Fischer sogar schon eine Kinderjeans in einer seiner Pumpen. Aber auch Katzenstreu, Hygieneartikel und Verpackungsreste setzen Abwasserleitungen, Pump- und Hebewerke zu. Und das unter Umständen sogar schon im eigenen Haus – mit entsprechend unangenehmen Folgen.

 

(Die Fotos von in den Pumpen sich verfangenden Feuchttüchern wurden uns freundlicherweise vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband, Brake, OOWV zur Verfügung gestellt.)