Entwässerung in Rösrath: Von Trenn- und Mischsystemen

Die derzeitige Entwässerungssituation in Rösraths kleinstem Stadtteil Kleineichen erinnert fast ein wenig an das kleine gallische Dorf in den Asterix-Comics. Während nahezu die gesamte Ortslage über ein so genanntes Trennsystem entwässert wird, mutet die Kirchstraße mit ihrem Mischsystem wie das „Dorf der Unbeugsamen“ an. Noch. Denn die StadtWerke Rösrath haben Ende August 2023 damit begonnen, auch diesen Teil Kleineichens vom Misch- in ein Trennsystem zu überführen.

Am Ende dieser für rund ein Jahr angesetzten Baumaßnahme wird der Abwasserkanal in der Kirchstraße Geschichte sein. An seiner Stelle wird es dann einen Schmutzwasserkanal für das häusliche Abwasser und einen Regenwasserkanal für das Niederschlagswasser geben.
Warum aber machen die StadtWerke das, nehmen viel Geld in die Hand und stellen von einem Entwässerungssystem auf ein anderes um?
Vorweggesagt: Der Kanal in der Kirchstraße war stark in die Jahre gekommen und in keinem guten Zustand mehr. Er hätte ohnehin erneuert werden müssen. Mit der damit einhergehenden Umstellung auf die getrennte Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser sind darüber hinaus weitere Vorteile verbunden.

Trennen oder mischen? Das ist hier die Entwässerungsfrage…

Insgesamt 160 Kilometer ist das Kanalnetz in Rösrath lang. 87,5 Kilometer davon entfallen auf Mischwasserkanäle, 44,8 Kilometer auf Schmutzwasser- und 27,5 Kilometer auf Regenwasserkanäle.

Während früher in Rösrath überwiegend auf das Mischsystem gesetzt wurde, also sämtliches Abwasser gemeinsam in einem Kanal abzuführen und in der Kläranlage aufzubereiten, so wird heutzutage zunehmend gefordert, die Abwasserströme separat abzuleiten. In diesem Trennsystem wird das häusliche Abwasser über einen Schmutzwasserkanal zur Kläranlage geleitet, während das Regenwasser von Dach- und Verkehrsflächen in einem eigenen Regenwasserkanal gesammelt und möglichst in ein nahegelegenes Gewässer bzw. ortsnah versickert.

Die Vorteile des Trennsystems liegen auf der Hand.

Dadurch dass das in der Regel nur gering verschmutzte Niederschlagswasser direkt in ein Gewässer eingeleitet werden kann, reduziert sich die Abwassermenge, die im Klärwerk ankommt und dort behandelt und gereinigt werden muss. Das verbessert einerseits die Kapazität und Effizienz der Abwasserreinigung, andererseits verringern sich Betriebs- und Wartungskosten für Kläranlagen.

Die dezentrale Versickerung des Niederschlagswasser fördert zudem die Grundwasserneubildung und hält somit mehr Wasser in der Region.

Ein weiterer Vorteil: Bei starken oder anhaltenden Niederschlägen werden bei getrennter Ableitung von Schmutz- und Regenwasser ein Volllaufen der Kanalisation und ein unkontrollierter Austritt von noch nicht gereinigtem Abwasser aus dem Kanal oder dem Klärwerk vermieden.

Insbesondere der letzte Punkt ist auch für Kleineichen wieder besonders relevant: Mit der künftig konsequent getrennten Entwässerung im gesamten Stadtteil werden Starkregenereignisse nicht mehr zu einer Überstauung des Schmutzwasserkanals im unteren Teil der Ortslage führen.

Es kann also durchaus hilfreich sein, das unbeugsame kleine Dorf in den Rest Galliens zu integrieren.