Warum die StadtWerke aktuell keine neuen Energiekunden annehmen

Die Energiemärkte spielen verrückt. So stieg der Börsenstrompreis in nur zwölf Monaten um sage und schreibe 315 % – nämlich von 53 Euro pro Megawattstunde im Januar 2021 auf im Schnitt 222 Euro pro Megawattstunde im Dezember 2021. Auch die Beschaffungskosten für Gas sind in den vergangenen Monaten in vergleichbarer Weise gestiegen.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. So haben sich beispielsweise viele Staaten nach den ersten Monaten der Corona-Krise wirtschaftlich wieder erholt. Deren starke Nachfrage treibt die Energiepreise in die Höhe. Der lange und kalte Winter 2021, der bis in den Mai andauerte, hat zudem dazu geführt, dass die Lagerbestände insbesondere an Gas zu Beginn der aktuellen Heizperiode leerer waren als üblich. Eine weitere Ursache ist die Einführung der CO2-Abgabe, die insgesamt das Energiepreisniveau angehoben hat. Und nicht zuletzt sind es auch politische Gründe, insbesondere das Tauziehen um die Inbetriebnahme der Gas-Pipeline Nordstream 2, die zu der Preisexplosion beigetragen haben.

Die Folgen dieser Entwicklung bewegen derzeit die Gemüter: insolvente Energieversorger, Kunden, denen ohne Vorankündigung rückwirkend ihr Gas- oder Stromvertrag gekündigt wurde und die in die viel teureren Grundversorgungen fielen, und Energieversorger, die gezwungen waren, die Notbremse zu ziehen und ihr Neukundengeschäft einzustellen.
Zu letzteren gehören auch die StadtWerke Rösrath.

Wie nachhaltige Energiebeschaffung aussieht

Seit 2013 versorgen die StadtWerke Rösrath mit ihrem Tochterunternehmen StadtWerke Rösrath – Energie GmbH Kunden in Rösrath und dem näheren Umfeld mit Ökostrom und Erdgas. Dabei haben sie einen starken Partner, die STAWAG aus Aachen, an der Seite, der unter anderem für die Energiebeschaffung zuständig ist. Und das passiert wie bei vielen Stadtwerken, die in der Energieversorgung tätig sind, vorausschauend und nachhaltig.

Schon sehr früh, nämlich zwei bis drei Jahre im Voraus, werden die benötigten Mengen an Strom und Gas an den Börsen eingekauft. Bei der Kalkulation der erforderlichen Energiemengen werden auch Kundenzuwächse einberechnet, die auf Erfahrungswerten beruhen und die Entwicklung in aller Regel auch gut abbilden. Dieses Vorgehen sichert die Kunden gegen starke Preisschwankungen ab.

Im Gegensatz zu den günstigen Discountanbietern, die nicht langfristig beschaffen, sondern Gas und Strom für ihre Kunden am so genannten Spotmarkt kurzfristig einkaufen, bieten die StadtWerke Rösrath daher ihren RöStrom und ihr RöGas auch nicht zu Dumpingpreisen an. Sie sind dafür in der aktuellen Situation mit den extremen Preisanstiegen aber auch nicht in wirtschaftliche Schieflage geraten oder mussten gar ihren Kunden kündigen. Im Gegenteil konnten die StadtWerke ihren Bestandskunden sogar stabile Preise garantieren – für Gas bis zum Ende der Heizperiode 2021/2022, für Strom sogar bis Ende 2022. Allerdings: Zum 1. April 2022 wird auch der Arbeitspreis für RöGas steigen. Die nach wie vor hohen Beschaffungskosten machen diesen Schritt erforderlich.

Neukundengeschäft vorübergehend ausgesetzt

Die Entwicklung auf den Energiemärkten ist nicht spurlos an den StadtWerken vorübergegangen. Im Gegenteil musste der Energieversorger aus Rösrath sogar zu drastischen Maßnahmen greifen, um sich zu schützen. Kurz vor Weihnachten wurden nur noch Neukunden angenommen, die in Rösrath wohnen. Anfang des neuen Jahres wurde das Neukundengeschäft dann vollständig eingestellt. Die Tarifrechner und Vertragsformulare wurden von der Internetseite genommen.

Was aber war passiert, dass die StadtWerke die Notbremse ziehen mussten?

Als die Preise an den Energiemärkten explodierten, zogen viele günstige Versorger nach und erhöhten teils drastisch ihre Preise. In der Folge kündigten zahlreiche Kunden ihre Verträge und suchten sich neue Versorger. Verbraucher, deren Energieversorger insolvent geworden waren oder die von diesen gekündigt wurden, fanden sich in den erheblich teureren Tarifen der Grundversorger wieder. Auch ihr Ziel war, schnell wieder Verträge abzuschließen, die attraktivere Konditionen boten.

In der Folge wurden die StadtWerke Rösrath – wie viele andere Energieversorger auch – von einer Welle an Neukunden regelrecht überrollt. Die Nachfrage war so groß, dass die vormals vorausschauend beschafften Energiemengen für alle Kunden – Bestands- wie Neukunden – nicht mehr ausgereicht hätten. Auch die StadtWerke wären somit gezwungen gewesen, die erforderliche Mehrmenge zu den entsprechend hohen Preisen nachzukaufen. Um die dadurch entstehenden deutlich höheren Mehrkosten kompensieren zu können, hätten aber die Preise für RöStrom und RöGas angehoben werden müssen – auch für langjährige Bestandskunden. Und genau das wollten die StadtWerke nicht: „Die Kunden, die uns seit vielen Jahren die Treue halten und immer bereit waren, für unsere Energieprodukte etwas höhere Preise zu zahlen als beim Energiediscounter, wollten wir auf keinen Fall auch noch für eine Situation bestrafen, für die sie nichts können“, so Wilfried Müller, Geschäftsführer der StadtWerke Rösrath – Energie GmbH. „Die Belieferung neuer Kunden zumindest bis auf Weiteres einzustellen, war daher die einzige Möglichkeit für uns, um einerseits die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens nicht zu gefährden, andererseits aber auch die Verantwortung gegenüber unseren Kunden weiterhin wahrzunehmen.“

Mittlerweile zeichnet sich jedoch Licht am Ende des Tunnels ab für alle die, die noch Energiekunden bei den StadtWerken Rösrath werden wollen. Voraussichtlich im April werden die StadtWerke zeitlich befristete Verträge für Neukunden auflegen.